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  4.  Unter den Grafen und Fürsten von Nassau-Hadamar  
       (1607- 1711)

 
Auf Grund des vorher erwähnten Testamentes kam die Derner Zent und damit auch Dehrn an die Grafen und Fürsten von Nassau-Hadamar. Religionskämpfe und der Dreißigjährige Krieg kennzeichnen diese Zeit. Daneben fehlte es zu Beginn der Regierung
nicht an sonstigen Zwistigkeiten.
 
Welche verheerenden Wirkungen der lange Krieg und die Seuchen unter der Bevölkerung gezeitigt hatten, wird aus einer Niederschrift klar, wonach die Pfarrei Dietkirchen mit ihren Filialen (Dehrn, Lindenholzhausen und Rübsangen) nach dem Dreißigjährigen Kriege nur noch 170 Kommunikanten, d.h. Erwachsene Katholiken zählte.
 
Für seine besonderen Verdienste wurde Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar im Jahre 1650 in den Fürstenstand erhoben. An den Friedensverhandlungen zum Abschluss des Dreißigjährigen Krieges in Münster in Westfalen war er weitgehend beteiligt. Gelegentlich einer politischen Mission nach Wien trat er dort 1629 wieder zum katholischen Glauben über.
 
Ihm folgte bald auch die ganze Derner Zent mit Ausnahme des Dorfes Dehrn, das in der Reformationszeit als einziges dem katholischen Glauben treu geblieben war. Als Johann Ludwig 1653 starb, folgte ihm sein Sohn Heinrich Moritz in der Regierung. Er war vermählt mit der Prinzessin Ernestine von Siegen. Als diese nach ihrer Verheiratung am 30. Januar 1650 in Hadamar einzog, waren der Schultheiß der Derner Zent und alle Heimberger zu ihrer Begrüßung zu Pferd in Hadamar erschienen.
 
Mit dem Nachfolger von Heinrich Moritz, dem Fürsten Franz Alexander, der erst sechsjährig 1679 zur Regierung kam, so dass sein geistlicher Oheim Franz Bernhard neben der Vormundschaft auch die Verwaltung übernahm, starb 1711 das Fürstenhaus im Mannesstamme aus.
 
Dieser Zeitabschnitt war stark von kriegerischen Ereignissen überschattet. Die Bevölkerung hatte 1634 nicht allein unter den Schweden, Franzosen, Holländern, Hessen u.a. sehr zu leiden, sondern auch unter den eigenen Freunden. 1646 rückte Erzherzog Wilhelm Leopold von Österreich an die Lahn. In der Derner Zent, zwischen Dehrn, Ahlbach und Niedertiefenbach, schlug er sein Lager auf. Das Hauptquartier war in Dehrn.
 
Da die Soldaten an allem Mangel hatten, hausten sie, Zeitberichten zufolge, in der Zeit vom 11.-28. August 1646 furchtbar, „eine Wüste, Not und Verzweiflung hinter sich lassend“ !
(J. Wagner)
 
Prinz Bernhard wirkte mit allen Mitteln darauf hin, dem Branntweintrinken, das die Bewohner durch die langen Einquartierungen von den Soldaten gelernt hatten, eine Schranke zu setzen.
 
So galt auch für Dehrn die Bestimmung, dass jeder Wirt, der an Sonn- und Feiertagen während des Gottesdienstes einen Gast in seinem Hause beherbergte, mit 20 Thalern als Strafe belegt wurde. Wenn Betrunkene irgendwo aufgegriffen wurden, so brachte man sie in den Turm nach Hadamar. Stand der Aufgegriffene gar noch in schlechtem Rufe, so wurde er noch tüchtig mit „Stockprügeln“ am Leibe abgestraft. Der Geschichtsschreiber erwähnt: „Probatum fuit“! Das Mittelchen half! (Wagner)
 
Die alte Nikolauskapelle am Fuße des Schlossberges, das bis zum Jahre 1925 den gottesdienstlichen Verrichtungen gedient hatte und dann zu einem Kindergarten umgewandelt wurde, erhielt am 7. August 1652 durch den Bischof Otto von Trier ihre Konsekration. Der gotische Chor wurde vermutlich nach dem Dreißigjährigen Krieg anstelle eines kleineren romanischen Chores an das Schiff angebaut.
 
Das Entstehungsjahr der Kapelle liegt viel weiter zurück. Sie soll schon um 1350 bestanden haben. Ein eingemauertes Weihwasserbecken trägt die eingemeißelte Jahreszahl 1530. Dieses wurde in die neue Pfarrkirche in Dehrn übernommen.
 
 
Die Inschrift auf einer Glocke, die heute mit vier weiteren Glocken das Geläute der Pfarrkirche darstellt, lautet:
 
        + S. MARIA               + S.NICOLAUS
       JOANNES HARTMANN FREI VON DERN.
        MARIA BARBARA FREIIN.
        JOANNES TELEN, PASTOR.
        PETRUS ALBACH.       JACOBUS ETZ.
        MATHEUS SCHEFER –1654
 
In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass das Pfarr-Visitations-Protokoll vom Jahre 1666 die Kirche als eine Filialkapelle bezeichnete. Die Nachfolger der Freien von Dern, nämlich den von Greiffenclau, bestritten dies zwar, doch wurde sie 1792 nach langem Streit als Filialkapelle erklärt.
 
1664 lagerten in der Derner Zent vorübergehend mehrere tausend Soldaten des Kurfürsten von Köln. Sie waren auf ihrem Marsche nach Ungarn, um dem Kaiser gegen die Türken zu helfen.
 
1668 kamen laufend Kaiserliche und andere Hilfsvölker, die den Spaniern im Kampfe gegen die Franzosen zu Hilfe eilten. Wenn sie auch keine Feinde waren, so "verlangten sie alles mit bewaffneter Bitte und waren so für die Bevölkerung eine große Last“.
(J. Wagner)
 
1673 ging es auf ihrem Rückzug ähnlich. 1696 kamen erneut Truppen, die dem Prinzen Eugen im Kampfe gegen die Türken zu Hilfe eilten. 1703 und I704 kamen Regimenter des Kurfürsten von Köln. Ihnen folgten die Holländer, Brandenburger u.a. aus Anlass des spanischen Erbfolgekrieges.
 
Im Jahre 1696 wird in Dehrn ein Bürgermeister, Fritz Burggraf erwähnt, dessen Name im Zusammenhang mit der Renovierung der alten Nikolauskapelle genannt wird.